Mittwoch, 22. August 2007

Endspurt

Nun sind es keine zwei Wochen mehr hin bis zu meinem Abflug. Vieles hat sich seit meinem letzten Eintrag getan und vieles wartet leider immer noch darauf, erledigt zu werden. Das Wichtigste jedoch wurde abgehakt: mein Visum für Großbritannien. Nach einem Termin in Düsseldorf, zehn Fingerabdrücken, einem biometrischen Foto und um 150 Euro ärmer erhielt ich endlich den ersehnten Aufkleber im Pass. Besagtes Visum wäre mit einer deutschen Staatsbürgerschaft überflüssig gewesen. Diese lässt aber wohl noch bis nächsten Jahres auf sich warten; zuerst muss ich nämlich ausgebürgert werden und die vietnamesische Bürokratie hat doch so ihre Tücken…

Es wäre mir übrigens nie in den Sinn gekommen, dass die vietnamesische Staatsbürgerschaft auch Vorteile für mich haben könnte – ich wurde nach dem „First-/Zero-Year-Treff“ eines Besseren belehrt. Dort haben wir uns nämlich unter anderem ausführlich über die Fächerwahl unterhalten und auch über die deutschen Bestimmungen, an die man sich halten muss, um das IB (International Baccalaureate) als Abitur anerkannt zu bekommen. Das IB wird in sechs Fächern mit je drei auf Grundkurs- und drei auf Leistungskursniveau unterrichtet. Unterrichtssprache am College ist Englisch. Meine sechs Fächer kann ich mir aus sechs Gruppen aussuchen: Muttersprachen, Fremdsprachen, Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, Mathematik und „die schönen Künste“ (Kunst, Musik, Theater etc.). Letzteres kann auch durch ein Fach aus den vorher genannten Gruppen ersetzt werden. Nun geben die deutschen Bestimmungen vor, dass ich eine bestimmte Fächerkombination haben muss, um mein Diplom als Abitur anerkannt zu kriegen. Wenn ich denn deutsche Staatsbürgerin bin, Ausländer sind nämlich nicht betroffen und können sich problemlos an deutschen Universitäten einschreiben. Obwohl diese Bestimmungen ziemlich lästig sind (es werden spannende Fächer wie z.B. „Politische Theorien“ oder „Psychologie“ nicht anerkannt), will ich natürlich nicht auf meine deutsche Staatsbürgerschaft verzichten. Das Wichtigste habe ich jedoch noch nicht erläutert, nämlich das, was das IB so einzigartig macht. Die Rede ist vom CAS-Programm (Creativy, Activity, Service). Am Atlantic College wird das CAS-Programm in zwei Komponente aufgeteilt, in den Service und in die Arbeitsgemeinschaften. So geben die Jugendlichen an zwei Nachmittagen in der Woche Kindern Nachhilfe, sie gewähren Küstenschutz, sind Rettungskräfte, helfen im Altersheim, kümmern sich um das Anwesen oder erfüllen einen anderen der neun sozialen Dienste. Des Weiteren sollte man sich an mindestens drei Arbeitsgemeinschaften in der Woche beteiligen, die von „Basketball“, „Töpfern“ über „Jazz Band“ bis hin zu „Amnesty International“ ein breites Spektrum abdecken. Der Service wird über die zwei Jahre beibehalten, wobei die „Activities“ nach dem Ende eines jeden Semesters neu gewählt werden können. In der „induction week“ werde ich also genug Zeit haben, mich gründlich umzuschauen und auszuprobieren, welcher Service zu mir passt oder welche Fächer ich wählen will. Wahrscheinlich wird es aber wohl nicht die Küstenwache sein. Ich meine mich daran zu erinnern, das letzte Mal vor zwei Jahren im Schwimmbad gewesen zu sein...