Freitag, 29. Juni 2007

"First-/Zero-Year-Treff"

Drei Tage in einer einsamen Berghütte in einem 6000-Seelen-Dorf, selbst kochen müssen und kein Internet. Es klingt paradox – aber ich hatte das beste Wochenende seit langem!


Das alljährliche „First-/Zero-Year-Treff“ fand dieses Mal in Bad Emstal in der Nähe von Kassel statt. Es ist die Gelegenheit für alle First-Years, sich nach einem Jahr endlich wieder zu sehen, für alle (noch) Zero-Years sich vor Schulbeginn zu treffen und für alle, sich näher kennen zu lernen.Tatsächlich schwimme ich immer noch auf der Begeisterungswelle, die uns alle dort erfasst hatte. Eine Stimmung, die so sehr an „The-best-time-of-your-life“-Plakate diverser Austauschprogramme erinnerte, sodass sie schon fast wieder irreal wirkte. Eben jene Organisationen werben bekanntlich gerne damit, dass man eine große glückliche Familie sei – aber hier konnte ich wirklich erkennen, wie vertraut unsere First-Years miteinander umgingen. Angeregte Unterhaltungen bis in den Morgengrauen mit Erzählungen aus dem College-Alltag ließen uns erahnen, was ab September auf uns zukommen würde. Und auch wenn First-Year Rahel uns immer wieder riet, am besten ohne Erwartungen nach Wales zu kommen, habe ich mir wohl oder übel bereits gewisse Vorstellungen gemacht.

Ebenso ging es wahrscheinlich auch meinen Co-Years Lena, Fee, Björn und Severin, die ebenfalls bald nach Wales aufbrechen. Insgesamt sind wir also fünf Deutsche, die von der Deutschen Stiftung UWC geschickt worden sind, obwohl es bestimmt noch weitere Deutsche (oder Jugendliche mit deutschen Vorfahren) gibt, die über ein anderes nationales Komitee nach Wales kommen. So gesehen gibt es eine relativ große Anzahl an Deutschen am Atlantic College, wo hingegen z.B. meine Co-Years Jordan und Sophie als einzige nach Kanada bzw. Norwegen reisen werden.

Nun noch ein wenig über das Atlantic College: Wie schon erwähnt, gibt es sieben Wohnhäuser, auf die alle Schülerinnen und Schüler verteilt werden. Benannt sind sie nach bedeutenden walisischen Personen oder walisischen Grafschaften: Dyfed, Morgannwg, Powys, Gwynedd, Whitaker, Tice und Sunley. In nahezu jedem Haus sind bereits deutsche First-Years, sodass wir gleich eine deutsche Ansprechperson im Haus haben. Neben dem „persönlichen Second-Year“ erhalte ich zudem noch einen Lehrer als Tutor und vom UWC Network Deutschland e.V. eine/n ehemaligen UWC-Absolventen/in als Mentor/in. Wem dies immer noch nicht reicht, der kann sich auch noch an die „Peer-Listerners“ im Haus wenden, vergleichbar mit Vertrauensschülern. Von mangelnder Betreuung kann also kaum die Rede sein … :)


Von links nach rechts:


Lena (Co-year)
Rahel (Dyfed)
Nabila (Sunley)
Fee (Co-year)
My :)


Übrigens scheinen meine First-Years alle ziemlich lustige Gesellen zu sein…, ;) angefangen von Valentin aus Hamburg über Rahel aus Berlin bis hin zu Nabila aus München. Valentin wohnt in TICE, einem Haus, das angeblich sehr „competitive“, sprich, sehr konkurrenzbetont sein soll. Rahel ist aus DYFED, dem ältestem Haus, (wobei alle Häuser ziemlich alt sind) das zugleich aber das familiärste zu sein scheint (angeblich dadurch, dass die Zimmer dort so klein sind, dass man praktisch aufeinander hockt :)).


Nabila und Theresa wohnen in SUNLEY, dem „Party-Haus“ und Victoria in MORGANNWG, wo es nicht so gut rieche… trotzdem lieben die Bewohner ihre Häuser und natürlich ist „ihr Haus“ das Beste auf dem Campus! Obwohl ich schon sehr gespannt bin, welchem Haus ich zugeteilt werde, ist die Zuteilung der Häuser eher nebensächlich – sind es doch die Schülerinnen und Schüler selbst, die ihre Häuser definieren. Es liegt an ihren Bewohnern, ob POWYS das nächste „Party-Haus“ sein wird oder ob WHITAKER oder GWYNEDD zum nächsten „wohlriechendsten“ Haus gekürt wird.
Zum ersten Mal wurde mir bewusst, wie bald schon dies alles sein wird. Tatsächlich wird die Sache schon wesentlich realistischer, wenn man sich plötzlich bei Gedanken über stinkende Häuser oder Gemeinschaftsduschen ertappt (noch etwas, woran ich mich gewöhnen muss…). Wahrlich beineide ich meine Co-Years nicht, die das UWC in Swasiland besuchen werden: Dort fängt das Schuljahr Temperatur bedingt erst im Januar an und ich kann mir nur schwer vorstellen, noch ein weiteres halbes Jahr warten zu müssen.

Sonntag, 17. Juni 2007

Zwei Jahre Atlantic College

Langsam gewöhne ich mich an den Gedanken, obwohl es immer noch ein wenig unwirklich ist: Die nächsten zwei Jahre verbringe ich in Wales!
Inmitten der atemraubenden Landschaft, dem märchenhaften Schloss und blökenden Schafen soll ich Jugendliche aus aller Welt begegnen, mit ihnen lernen und leben. Ob ich mich aufgeregt, gespannt, mulmig fühle oder sogar ein wenig fürchte? Und wie!
Trotzdem überwiegt die Freude und ich kann wiederum kaum erwarten, dass es endlich losgeht... Gestern habe ich mir eine Regenjacke gekauft, der erste Schritt meiner Vorbereitungen für Wales. ;) Auf Gummistiefeln muss ich bei einer Gewichtsbegrenzung von 20 kg wohl verzichten - ich weiß so schon nicht, wie ich all meine Kleidung und Bücher (besonders Bücher!) in den Flieger kriegen soll... ganz zu schweigen davon, dass das alles in meine Zimmerecke passen muss... :- /
Und Ja! ihr habt richtig gelesen, Zimmerecke! ;) Im Atlantic College gibt es sieben Häuser mit jeweils einen Lehrerehepaar als "Houseparents" und ca. 40 Schüler und Schülerinnen auf Viererzimmer verteilt. Ich bin gespannt, in welches Haus ich komme und wer meine Mitbewohnerinnen sein werden. Jedes der Häuser soll angeblich seinen eigenen Charakter besitzen - schon wieder eine Parallele zu Harry Potter! ;) In einem Zimmer wohnen immer zwei "Secondyears" und zwei "Firstyears", zudem wird darauf geachtet, dass alle vier aus unterschiedlichen Ländern kommen.

Nächstes Wochenende ist "First-Zero-Year-Treff", worauf ich mich schon seit Wochen freue ;) Dort werde ich zum ersten mal meine "First-Years" kennen lernen und auch die anderen Stipendiaten aus Deutschland treffen! Mehr dazu beim nächsten Mal!

P.S.: Kleine Erklärung... Momentan bin ich noch "Zero-Year", da das Schuljahr noch nicht angefangen hat. Ab September werden logischerweise meine "First-Years" zu "Second-Years" und ich sowie meine "Co-Years" alle zu "First-Years"!

Freitag, 15. Juni 2007

United World Colleges

United World Colleges...? Sagt euch nichts? Genau so ging es auch mir vor ungefähr einem Jahr, als ich zufällig im Internet darauf stieß. Nun weiß ich seit Ende Februar, dass ich die nächsten zwei Jahre das United World College of the Atlantic in Wales besuchen werde und kann mein Glück immer noch kaum fassen! :)

Aber erst einmal zu den Colleges...
Insgesamt gibt es zwölf von ihnen weltweit: in Kanada, Norwegen, Singapur, Indien und noch vielen anderen Ländern. Gegründet wurde das erste, nämlich das Atlantic College, 1962 von Kurt Hahn, einem deutschen Pädagogen. Die Idee war und ist, dass Jugendliche aller Nationalitäten, Kulturen und sozialer Schichten sich kennen lernen, gemeinsam leben und sich Werten wie Toleranz, Völkerverständigung, Frieden und Gerechtigkeit verschreiben. Der Rahmen bildet das "International Baccalaureate", ein international anerkannter Schulabschluss, der nicht nur schulische Leistungen, sondern auch soziales Engagement fordert. Weitere Informationen findet ihr unter "Links"!

Die Idee hatte mich von Anfang fasziniert, sodass ich mich entschloss, meine Bewerbung einzureichen. Die bestand hauptsächlich aus einem Motivationsschreiben, einem Schulgutachten sowie meinem letzten Zeugnis. Ungefähr Ende Januar kam dann die Nachricht: Ich wurde zum Auswahlseminar nach Bad Homburg eingeladen.
Dort traf ich auf 70 weitere UWC-begeisterte Jugendliche. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viele engagierte und interessante Menschen auf einmal kennen gelernt und die zwei Tage vergingen wie im Flug.
Besonders nervös machten mich die Einzelgespräche mit den Juroren. Genau 30 Minuten hatte ich jeweils Zeit, um zu überzeugen und darzulegen, warum ausgerechnet ich ein UWC besuchen sollte...

Schließlich erhielt ich Ende Februar die Zusage: Ich wurde für das UWC in Wales vorgeschlagen! Die Freude war überwältigend, genauso aber auch die Überraschung - ich hatte es wirklich geschafft! Umso mehr freute ich mich, dass ich für Wales vorgeschlagen worden bin, da es auf meiner Prioritätenlisten an erster Stelle stand (genauso gut hätte ich auch für die USA, Costa Rica oder Hongkong vorgeschlagen werden können, ich hätte mich trotzdem gefreut).

Nun ist es schon Mitte Juni - bald ist das Schuljahr vorbei und danach fangen die Sommerferien an. Und danach? Ein großes Abenteuer! Eine Menge neuer, spannender Erfahrungen und viele neue Freundschaften, wie ich hoffe!